Photovoltaik- Anlagen für den Privatgebrauch

Am 09.11.2023 veranstaltete unsere Kolpingsfamilie einen Informationsabend zum Thema Photovoltaik- Anlagen für den Privatgebrauch. 20 Interessenten hatten sich in der Gaststätte an der Bahn eingefunden

Als Referenten konnten wir Patrick Jungemann und Siggi Müller von den Stadtwerken Lippstadt begrüßen.

Patrick Jungemann, Elektrotechniker bei den Stadtwerken, beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Thematik der PV- Anlagen und hatte eine Präsentation vorbereitet.

Zunächst erläuterte er kurz die Funktionsweise und die baulichen Komponenten einer PV- Anlage. Das Sonnenlicht wird über Module eingefangen, über einen Wechselrichter wird Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt und direkt verbraucht oder kann über einen zusätzlichen Speicher später abgerufen werden. Der restliche Strom wird dann in das öffentliche Netz für derzeit 8,2ct / kWh eingespeist.

Patrick verwies darauf, dass die nun folgenden Angaben nur Richtwerte sind, da es unzählige Faktoren gibt, die eine PV- Anlage beeinflussen. Die Stadtwerke sind ja auch kein Dienstleister, der PV- Anlagen vertreibt.

Die Größe einer PV – Anlage richtet sich natürlich nach dem individuellen Stromverbrauch des Nutzers. Wie viel Energie eine Anlage im Betrieb erzeugt, wird in Kilowattstunden pro Kilowatt Peak (kWp) angegeben. Im Durchschnitt erzeugt eine PV- Anlage 1000 kW / kWp im Jahr. Bei einem Verbrauch von 4500 kWh werden also ca. 4,5 kWp benötigt. Da die Sonne nicht immer scheint und es zu weiteren technischen unvermeidbaren Verlusten kommt, sind Anlagen mit ca. 10 kWp für durchschnittliche Wohngebäude die Regel. Besitzt die Anlage einen nachgeschalteten Stromspeicher, sollte dieser in etwa die Speicherkapazität besitzen, die den Nachtverbrauch abdeckt. Werden 8kWh verbraucht sollte der Speicher also diese Menge speichern können.

Die Autarkie (vollständige Selbstversorgung) einer Anlage liegt zurzeit bei 20 bis 30% ohne Speicher und bei 60-70% mit Speicher. Die Lebensdauer ist schwer einzuschätzen, kann aber schon 20 Jahre oder länger betragen. Der Speicher muss vielleicht schon nach 10 Jahren ersetzt werden. Eine PV- Anlage kann sich nach ca. 17Jahren amortisieren. Alles ist abhängig von der Qualität der Bauteile und weiterer unzähliger Faktoren.

Eine Photovoltaikanlage kostet derzeit so ungefähr 1800€ /kWp, der Speicher 700 bis 800€ / kWh Kapazität. Aus ökologischer Sicht erzeugt eine PV- Anlage in 20 Jahren ca. das 10fache an Energie, welche bei der Herstellung verbraucht wurden.

Wer sich für eine PV- Anlage entscheidet muss einen Antrag bei den Stadtwerken stellen und ein Datenblatt ausfüllen. Die Bearbeitungszeit dauert ca. 2 Wochen. Nach Installation der Anlage findet dann ein Zählertausch statt, die Dokumentation des PV Anlagen- Bauers muss eingereicht werden und eine Registrierung im Marktstammdatenregister erfolgen.

Mini- PV-Anlagen sind derzeit im Trend, sind auf 600W begrenzt und liefern 700 bis 800kWh im Jahr. Eine Anschaffung kann sich bereits nach 6-8 Jahren amortisieren.

Das sich der Bau und die Installation von PV- Anlagen in den letzten Jahren beschleunigt hat ist offensichtlich. Wurden im Jahr 2019 noch 100 Anlagen bei den Stadtwerken angemeldet, so sind es im Jahr 2023 bereits 1200.

Das führt nicht nur zu einem Mehraufwand bei den Stadtwerken sondern stellt diese auch vor weitere Herausforderungen, wie Geschäftsführer Siggi Müller berichtete. Sämtliche Versorgungsleitungen müssen dem Bedarf angepasst werden, damit Strom von den Wohngebieten abtransportiert werden kann. Eine Mammutaufgabe welche hohe Kosten im Netzausbau verursacht und auf alle Bewohner übertragen werden wird.
Wie das alles finanziert werden soll, darüber werden in Berlin sicherlich noch hitzige Debatten folgen. Eine ungewisse Zukunft steht uns wohl bevor, was den Weg zur Klimaneutralität betrifft.

Andreas Müting
für die Kolpingsfamilie Esbeck